Der britischen Finanzzeitung Financial Times droht ein langjähriger Gerichtsstreit. Wirecard hat die gefürchtete Wirtschaftskanzlei Bub, Memminger & Partner beauftragt, die Financial Times wegen der geschäftsschädigenden Berichtserstattung zu verklagen.
Unter dem Aktenzeichen 9 O 1417/19 beim Landgericht München I ist die Klage von Wirecard eingegangen. Dies beweist, dass der Wirecard Vorstand die Berichterstattung der Financial Times nicht auf die leichte Schulter nimmt. Besonders die Auswahl der Rechtsanwaltskanzlei lässt die Vermutung zu, das auf Dan McCrum und die britische Finanzzeitung ein harter und langer Prozess wartet.
Wie wir schon vorher berichtet haben, lässt die journalistische Arbeit von Dan McCrum Zweifel an der Seriosität aufkommen. In der Anklageschrift wird dies so formuliert: „Der vorliegende Fall ist ein Paradebeispiel übelster Sorte für das abgestimmte Agieren von Journalisten und kriminellen Spekulanten zum Nachteil seriöser Anleger.“ Grund für die harte Anklage können die Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft sein, die sogar Erpressungsversuche nicht ausschließt.
Die Strafverfolger gehen geplanten „Short-Attacken“ nach, demnach zu mindestens eine Person in Großbritannien versucht haben soll, Journalisten mit Millionenbeträgen zur negativen Berichtserstattung über Wirecard zu bewegen. Auf der anderen Seite steht auch der Verdacht im Raum, das Wirecard mit der negativen Berichterstattung erpresst werden sollte. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sollen auch Ausschlag für die BanFin gewesen sein, ein Leerverkaufsverbot auszusprechen.
Der Wirecard-Chef Markus Braun bestätigte im Februar gegenüber der F.A.Z.:
„Es wurde in den Berichten nicht erwähnt, dass wir eine umfangreiche Untersuchung angestrengt haben oder keiner der Vorwürfe bewiesen werden konnte. Es wurde der Eindruck erweckt, es gäbe hier einen großen Bilanzskandal. In Wahrheit geht es um einen potentiellen Umsatzschaden von 6,9 Millionen Euro. Wir müssen untersuchen, ob die Darstellung in den Artikeln stark übertrieben war.“
Die Auswahl der renommierten Rechtsanwaltskanzlei Bub, Memminger & Partner hat für einiges Aufregen gesorgt. Für den Rechtsanwalt Ehssan Khazaeli von der Kanzlei Von Rueden stellt die Beauftragung der Kanzlei einen „ernstzunehmenden rechtlichen Schritt dar“. Die Kanzlei Van Rueden vertritt Anleger, die ihre Schadensersatzansprüche gegen die Financial Times geltend machen wollen. Der Rechtsanwalt selber, hat schon früh auf die Fehler der Financial Times hingewiesen. Die Zeitung soll seiner Meinung nach die Grundsätze der zulässigen Verdachtsberichterstattung außer Acht gelassen haben. Er wirft der britischen Finanzzeitung unter anderem vor, dass Wirecard nur wenigen Stunden vor der Veröffentlichung die Möglichkeit gegeben wurde auf die Anschuldigungen zu antworten. Das ist gegen die Grundsätze des Bundesgerichtshofs zur Verdachtsberichterstattung.
Warum ist die Auswahl der Rechtsanwaltskanzlei durch Wirecard so bedeutend?
Die Rechtsanwaltskanzlei Bub, Memminger & Partner gilt als einer der besten und gefürchtetsten Wirtschaftskanzleien in Deutschland. Einer der bekanntesten Verfahren der Kanzlei war das „Breuer Interview“. Der damalige Vorstandsprecher Rolf Breuer hatte in einem Interview mit Bloomberg behauptet, das der Finanzmarkt der Kirchgruppe keine weiteren Finanzmittel mehr zur Verfügung stellen würde. Er löste damit die Insolvenz der Kirch-Gruppe aus. Das Verfahren dauerte fast zehn Jahre und die Deutsche Bank musste rund 900 Millionen Euro zahlen.
Wie geht es für Wirecard weiter?
Wie Markus Braun schon mehrfach betonte, konzentriert sich Wirecard auf das laufende Geschäft. Um die Anklage weiter zu verfolgen, muss Wirecard einen Vorschuss für die Gerichtskosten überweisen. Danach wird die Klage ins Englische übersetzt und der Financial Times in London zugestellt.
One Reply to “Wirecard verklagt Financial Times wegen unzulässiger Verdachtsberichterstattung”