Auf Kurserholungen folgten schnell wieder scharfe Rücksetzer

Auf Kurserholungen folgten schnell wieder scharfe Rücksetzer
von Sven Weisenhaus

Was in den vergangenen Wochen und Monaten zu teils extremen Kursausschlägen geführt hat, ging gestern im Kursgeschehen fast vollständig unter: Inflationsdaten aus den USA. Schaut man sich zum Beispiel den gestrigen Kursverlauf des Nasdaq 100 an, der in der Vergangenheit besonders heftig auf fast alle Preisdaten reagiert hat, so ist hier kaum zu verorten, wann die gestrigen Inflationsdaten veröffentlicht wurden (siehe Pfeil im Chart). Erst mit dem Beginn des offiziellen US-Handels erhöhte sich die Volatilität merklich.

Dabei war es ausgerechnet das von der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) besonders beachtete Inflationsmaß, das gestern auf der Agenda stand: der Gesamtindex für die persönlichen Konsumausgaben (PCE). Und dieser wich auch noch auf negative Weise von den Erwartungen ab.

Wichtige Inflationsdaten fallen höher als erwartet aus

Denn im Vergleich zum Vormonat legte der Preisindex im Juni um 0,1 % zu, statt – wie erwartet – unverändert zu bleiben. Und die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) lag sogar bei +0,2 %, statt erwarteter +0,1 %. Im Vergleich zum Vorjahr lag die PCE-Kernrate dadurch erneut bei +2,6 %, wie schon im Mai, statt auf 2,5 % weiter nachzugeben und damit den durchschnittlichen Prognosen zu folgen.


(Quelle: stock3.com)

Im  Börsen-Live-Ticker von Stock3 war dazu als Fazit zu lesen, dass die PCE-Inflationsdaten zwar teilweise etwas höher ausgefallen sind als erwartet, dies aber nach den vorgestrigen BIP- und PCE-Daten für das gesamte 2. Quartal 2024 keine große Überraschung mehr war.

US-Wirtschaft im 2. Quartal 2024: Hohes Wachstum bremst den Inflationsrückgang

Zur Einordnung: Vorgestern war gemeldet worden, dass die US-Wirtschaft im 2. Quartal um überraschend starke 2,8 % zum Vorjahr gewachsen ist (annualisiert). Erwartet worden war „nur“ ein Plus von 2,0 %, nach +1,4 % im 1. Quartal 2024.

Und im selben Zeitraum legte der PCE-Preisindex in der Kernrate um +2,9 % zu, und damit ebenfalls stärker als erwartet (+2,7 %).

Das Interesse der Anleger liegt nun scheinbar woanders

Das wäre eine Erklärung dafür, dass die Daten von den Anlegern dieses Mal nur mit einem müden Schulterzucken zur Kenntnis genommen wurden. Zumal das vor einem Viertaljahr, als die BIP- und PCE-Daten zum 1. Quartal 2024 veröffentlicht wurden, ganz ähnlich war.

Eine mögliche andere Erklärung dafür ist der vorgestern bereits beschriebene Stimmungswechsel. Die Anleger haben ihren Fokus verschoben. Die Inflationsdaten sind out und die Zinsspekulationen vorbei. Stattdessen läuft eine Korrektur. Und in dieser ist es egal, ob die Konjunkturdaten (oder die Geschäftszahlen der Unternehmen im Rahmen der laufenden Berichtssaison) positiv oder negativ ausfallen, wie ich vorgestern schon dazu schrieb.

Nasdaq 100: Auf die Kurserholung folgte schnell wieder ein scharfer Rücksetzer

Außerdem war vorgestern zu lesen, dass es nun genau zu beobachten gilt, „ob sich die V-förmige Erholung [siehe grüner Bogen im folgenden Chart] fortsetzt und Rücksetzer wieder zum Einstieg genutzt werden“ oder „auf die Kurserholung [..] schnell wieder scharfe Rücksetzer folgen“.

Offensichtlich ist eher Letzteres der Fall. Daher „muss man weiterhin sehr vorsichtig agieren und an weitere Gewinnmitnahmen im eigenen Depot denken“ – zumindest bei den gut gelaufenen Technologieaktien.

Dow Jones: Auf einen scharfen Rücksetzer folgt eine solide Kurserholung

Beim Dow Jones sieht die Sache dagegen anders aus:

Nach dem bullishen Ausbruch aus dem aufsteigenden Dreieck (blaue Linien im Chart) war der Index bis zur oberen Linie des Aufwärtstrendkanals gelaufen (dick grün) und von dieser nach unten abgeprallt (siehe roter Pfeil). Es folgte eine scharfe Trendwende, die zu einem Rücksetzer auf das Ausbruchsniveau führte (roter Bogen). Dadurch drohte eine Bullenfalle. Zumal auch beim Dow Jones, ähnlich wie beim Nasdaq 100, der vorgestrige Erholungsversuch scheiterte (siehe kleiner roter Bogen im folgenden Chart).

Doch die gestrige Kurserholung entwickelt sich bislang solider. Es wurde nach einem höheren Tief ein höheres Hoch erreicht. Und aktuell sieht es nach weiter steigenden Kursen aus. Allerdings kann man diese Bewegung auch noch als kleine ABC-Korrektur nach starken Kursverlusten werten. Daher gilt es auch hier sehr genau zu beobachten, ob auf die Kurserholung schnell wieder scharfe Rücksetzer folgen.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

Quelle: www.stockstreet.de)

Sven Weisenhaus ist Chefredakteur des renommierten Börsen-Newsletters Börse-Intern, der vom bekannten Börsen-Portal Stockstreet.de herausgegeben wird. Er schreibt dort auch die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der den DAX und andere Indices nach der berühmten Target-Trend-Methode analysiert.

www.stockstreet.de

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