DAX: Bullen machen zum Verfallstag Druck

DAX: Bullen machen zum Verfallstag Druck
von Torsten Ewert

Zum Oktober-Verfallstag machten die Bullen Druck: Am Montag der Verfallstagswoche schoben sie den DAX über sein altes Hoch bei rund 19.500 Punkten und trieben danach den Kurs auf weitere Rekordstände, die bis gestern Bestand hatten (siehe graues Rechteck im Chart unten). Und aktuell sieht es so aus, als ob die Bullen dieses Spiel wiederholen wollten.

Das „Kunststück“ vom Oktober als Blaupause

Zumindest machen sie nach dem ernüchternden Verlauf der Wahlwoche gestern – am Montag vor dem kleinen November-Verfallstag – erneut Druck:

Vor den US-Wahlen gingen die Anleger – verständlicherweise – in Deckung; nach der Wahl gab es zunächst eine kurze Erleichterungs-Rally, die aber schnell zusammenbrach. Danach dümpelten die Kurse den Rest der Woche unterhalb des blauen Trends, wobei der Kurs am Freitag nochmals deutlich von dessen Unterkante zurückfiel.

Gestern dann eine erstaunlich kräftige Gegenreaktion, die mit einer Aufwärtskurslücke begann, die fast den gesamten Tagesverlust vom Freitag wettmachte. Dabei lugte der DAX erneut über das Septemberhoch (rote Linie), das schon im Oktober der Ausgangspunkt für den Vorstoß der Bullen zum Verfallstag war. Wie gesagt: Es sieht so aus, also wollten sie das „Kunststück“ vom Oktober als Blaupause nehmen.

Bullen gegen Bären und Stillhalter

Aber der Vergleich hinkt natürlich in mehrfacher Hinsicht. So gab es gestern eben kein neues Hoch, sondern nur den Versuch, das Niveau eines alten Hochs wiederzuerobern. Und da dies nicht gelang und der DAX mit seinem gestrigen Hoch an der Oberkante eines möglichen Konsolidierungskanals (rot) scheiterte, sollte dieser fortgesetzt werden. Daran ändert auch die Rückeroberung des blauen Trends wenig, die gestern gelang: Erst ein Ausbruch aus dem roten Kanal würde auch das Aufwärtspotenzial des blauen Trends freisetzen.

Und dabei haben nicht nur Bullen und Bären, sondern bis zum Verfallstag am Freitag dieser Woche auch die Stillhalter ein Wörtchen mitzureden.

Quelle: https://www.stockstreet.de/boersen-tools/verfallstag-diagramm#/

Wann die Stillhalter das Lager wechseln

Denn ab 19.500 Punkten beginnt der bullishe Bereich des Verfallstagsdiagramms. Hier liegen also fast nur noch Call-Positionen (blaue Balken), die bei weiter steigendem DAX ins Geld laufen würden. Das möchten die Stillhalter gern vermeiden, sodass die Bären in diesem Kursbereich auf die freundliche Unterstützung der Stillhalter zählen können, den DAX wieder nach unten zu drücken. Und das ist aufgrund der erwähnten charttechnischen Widerstände in diesem Kursbereich gut möglich.

Zumal es am 21.11. ein markantes Target (gelb) als klassischen Kreuzwiderstand/-unterstützung bei 19.500 Punkten gibt, der den DAX in den kommenden Tagen in seiner Konsolidierung halten könnte.

Allerdings sind die Bullen aufgrund der positiven Vorgaben aus den USA derzeit leicht im Vorteil. Und solange bei Dow und Co. die Nachwahleuphorie noch anhält, haben es Bären und Stillhalter unter Umständen schwer, die Bullen zu bremsen.

Hinzu kommt, dass bei weiter steigendem DAX die Stillhalter gezwungen werden, vom Bärenlage ins Bullenlager zu wechseln, da sie die Positionen, die ins Geld gelaufen sind, absichern müssen. Und das führt bekanntlich dazu, dass die ursprüngliche Kursbewegung – hier also aufwärts – verstärkt wird.

Aus meiner Sicht haben die Bullen daher Chancen, bis zum Verfallstag noch mehr Boden gutzumachen, sodass in der Verfallstagswoche die Börsenampel kurzfristig auf grün steht.

Den Bullen darf aber nicht die Puste ausgehen

Falls aber die Bullen in den USA demnächst eine Pause einlegen, könnte auch ihren DAX-Kollegen die Puste ausgehen. Ein erneuter Rückfall aus dem blauen Trend könnte die Bären und Stillhalter wieder ins Spiel bringen. Letztere würden bei fallenden Kursen Call-Absicherungen auflösen und gegebenenfalls Put-Absicherungen aufbauen. Beides würde den Abwärtsdruck verstärken.

In diesem Fall dürfte der DAX nicht nur bis zum theoretisch optimalen Abrechnungsniveau gemäß der Max-Pain-Kurve im unteren Teil des Verfallstagsdiagramm fallen, sondern bis zur runden 19.000er Marke, die in den vergangenen beiden Wochen zweimal eine solide Unterstützung bot.

Kein Rückfall unter 19.000 Punkte bis zum Verfallstag

Darunter sollte der DAX eigentlich nicht mehr fallen, denn unterhalb von 19.000 Punkten liegen kaum noch Call-Positionen, die ihre Stillhalter auf den Plan rufen würden, aber dafür sehr viele Put-Positionen, die wiederum mit Hilfe der Bullen bzw. der Charttechnik aus dem Geld gehalten werden können.

Wenn also die Bullen nicht erneut den Ausbruch schaffen, sollte der DAX zum Verfallstermin am Freitagmittag irgendwo zwischen 19.500 und 19.000 Punkten abgerechnet werden, im Idealfall beim „Optimum“ von 19.300 Punkten.

Mit besten Grüßen

Ihr Torsten Ewert

(Quelle: www.stockstreet.de)

Sven Weisenhaus ist Chefredakteur des renommierten Börsen-Newsletters Börse-Intern, der vom bekannten Börsen-Portal Stockstreet.de herausgegeben wird. Er schreibt dort auch die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der den DAX und andere Indices nach der berühmten Target-Trend-Methode analysiert.

www.stockstreet.de

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