DAX profitiert erneut von der Aussicht auf Finanzpaket
Steigende Kurse trotz weiter einbrechendem Verbrauchervertrauen
DAX profitiert erneut von der Aussicht auf Finanzpaket
von Sven Weisenhaus
Union und SPD haben sich nach einem tagelangen Ringen mit den Grünen auf das milliardenschwere Finanzpaket geeinigt. Damit scheint der Weg frei, dass der alte Bundestag am kommenden Dienstag die Lockerung der Schuldenbremse für höhere Verteidigungsausgaben sowie das 500 Milliarden Euro schwere Sondervermögen für Investitionen in die Infrastruktur mit einer nötigen Zweidrittel-Mehrheit beschließt.
Allerdings müssen auch noch die Bundesländer über den Bundesrat dem Vorhaben zustimmen. Erst wenn dies gelingt, kann man endgültig mit massiven Impulsen für die deutsche Konjunktur rechnen.
Mögliche Auswirkungen auf die Wirtschaft
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ging bislang davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr um 1,1 % wachsen wird – ohne die angepeilten Mehrausgaben bei Infrastruktur und Verteidigung. Aber allein mit dem Sondervermögen für Infrastrukturinvestitionen könnte sich das Wachstumstempo auf +2,1 % erhöhen, so die Berechnungen des Instituts. Und in den nächsten 10 Jahren könnte es die Wirtschaftsleistung um durchschnittlich mehr als 2 % pro Jahr anheben. Im laufenden Jahr 2025 ist allerdings noch nicht mit großen Effekten zu rechnen, da Investitionsprojekte eine Vor- und Anlaufzeit benötigen.
Positive Konjunkturaussichten hieven den DAX wieder nach oben
Der DAX hat die Zustimmung der Bundesländer unterstellt und vorweggenommen und gestern wieder einen ordentlichen Sprung nach oben gemacht. In den vorangegangenen Tagen hatte er zurückgesetzt, weil es durch die Weigerung der Grünen zur Zustimmung Zweifel an der Machbarkeit der nötigen Grundgesetzänderung gab. Doch eine Konsolidierungslinie, die schon auf dem Weg zum aktuellen Rekordhoch als Unterstützung gedient hate, hielt dem Angriff der Bären auch am Dienstag stand (siehe grüne Pfeile im folgenden Chart).
Anschließend pendelte sich der deutsche Leitindex an der Rechteckgrenze bei 20.530 Punkten ein, die gestern als Basis für den starken Aufwärtsimpuls diente.
Damit konnte sich der DAX, im deutlichen Gegensatz zu den US-Indizes, auf hohem Niveau halten. Das kann man einerseits bullish werten, weil solche kleinen Konsolidierungen als trendbestätigend gelten. Andererseits muss man es allerdings mit Skepsis betrachten, weil die überkaufte Lage, die nicht nur durch den Kursanstieg um 17,92 % seit Jahresbeginn entstanden ist, sondern auch durch die vorherigen Kursgewinne, mit dem nur kurzen Rücksetzer noch nicht ausreichend abgebaut wurde.
Darauf gilt es nun zu achten
Vorerst ist das Chartbild aber weiterhin bullish. Und durch den Aufwärtsimpuls scheint der kurze Rücksetzer beendet. Die Rechteckgrenze bei 23.240 Punkten ist nun wieder als Kursziel der Target-Trend-Methode erreichbar. Und weitere Kursgewinne sind wahrscheinlich.
Das ändert sich erst, wenn die gestrigen Kursgewinne vollständig abgegeben werden. Dann scheint im DAX alles Positive bereits eingepreist. Und wenn positive Nachrichten keine nachhaltig steigenden Kurse mehr liefern, droht meist eine Korrektur.
Steigende Kurse trotz weiter einbrechendem Verbrauchervertrauen
von Sven Weisenhaus
Andersherum verhält es sich derzeit in den USA. Dort liefern negative Nachrichten keine fallenden Kurse mehr. Und in diesem Fall ist die fällige Kurserholung nach der vorherigen Korrektur möglich.
Was waren die negativen Nachrichten? Die Laune der US-Konsumenten hat sich mit zunehmender Inflationsangst unter der Regierung von Präsident Donald Trump weiter massiv eingetrübt. Das Barometer der Universität Michigan für das Verbrauchervertrauen sackte im März erneut ab – auf nur noch auf 57,9 Punkte, nach 64,7 Zählern im Vormonat.
Es ist die dritte starke Eintrübung der Stimmung in Folge. Und das Tempo der Abwärtstendenz hat sogar noch einmal zugenommen. Experten hatten dagegen nur einen leichten Rückgang auf 63,1 Punkte erwartet.
Hauptgrund für die schlechte Stimmungseintrübung sind erneut Inflationssorgen. Mit Blick auf die kommenden 12 Monate rechnen die Verbraucher aktuell mit einer Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen von 4,9 %. Im Februar hatten sie bereits 4,3 % befürchtet. Der aktuelle Wert ist der höchste seit November 2022.
Vor diesem Hintergrund haben die US-Bürger nicht nur ihre aktuelle Lage etwas schlechter als im Februar, sondern die Aussichten für die nächsten Monate sogar noch wesentlich pessimistischer als im Vormonat eingeschätzt. Hier hatten Experten eigentlich eine leichte Verbesserung erwartet.
Dass dem Nasdaq 100 dennoch an seinem 61,80%-Fibonacci-Retracement ein kleiner Doppelboden zu gelingen scheint, überrascht daher ein wenig.
Aber wie ich kürzlich bereits schrieb, wurde nach einem Kurseinbruch um 14 % eine „Kurserholung als Gegenbewegung fällig“ (siehe „US-Aktien: Rücksetzer, Korrekturen und Bärenmarkt“). Und diese scheint nun Form anzunehmen, nachdem negative Nachrichten nicht mehr zu weiteren Kursverlusten führen. Damit gilt es nun erneut, das Ausmaß der Kurserholung abzuwarten. Denn „von deren Kursverlauf kann man ablesen, wie stark bzw. schwach die Bullen und Bären sind. Aus dieser Erkenntnis kann man dann neue Trades ableiten“, hieß es dazu am Dienstag.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)