Der 16. März 2022 wird vermutlich zu einem prägenden Tag an den weltweiten Börsen werden. Die US-Notenbank wagt den ersten kleinen Schritt raus aus ihrem Krisenmodus und dürfte heute den Leitzins um 25 Basispunkte erhöhen, um gegen eine Inflation von aktuell 7,9 Prozent anzugehen. Die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt um 50 Basispunkte veranschlagt der Markt mit gerade einmal 3,7 Prozent. Einzelne Mitglieder des Offenmarktausschusses könnten sich für diesen großen Schritt aussprechen, aber eben nicht die Mehrheit. Alles andere wäre eine Überraschung.
Fed-Präsident Powell wird dazu wahrscheinlich erklären, dass die Anhebung um 25 Basispunkte einen riesigen Schritt darstellt und man damit Entscheidendes zur Bekämpfung der Inflation geleistet habe. Die Erkenntnis daraus: Die Fed wird Verbraucher und Anleger nicht gegen die Entwertung der Kaufkraft schützen. Sie hat es schon aufgegeben, bevor die Inflation überhaupt losging. Schon vor mehr als fünf Jahren wurde eine Debatte darüber angestoßen, eine Zeit lang eine Inflation von über zwei Prozent zu tolerieren. Da sind wir jetzt. Sie lassen die Inflation durch das System laufen, komme was wolle. Wer sich etwas anderes wünscht, wird enttäuscht werden.
Auch die chinesische Regierung zeigt heute Morgen, dass die Philosophie der Pandemie unverändert Bestand hat. Man wird mit aller Macht verhindern, dass Unternehmen aus dem Hypothekensektor Pleite gehen, wird den Aktienmarkt stützen, wird heimischen Technologieunternehmen mit einem Listing in Übersee helfen und so weiter. Es hat sich 2008 als Fehler herausgestellt, Lehman Pleite gehen zu lassen. Bailouts sind gut – das ist die Erkenntnis, die sich durchgesetzt zu haben scheint. Lehman darf sich nicht wiederholen.
Auch dieses Mal beweist die Regierung in China, dass sie aus den Fehlern der Amerikaner in der Finanzkrise gelernt hat. Noch im letzten Jahr konnte Chinas Regierung nicht genug davon bekommen, die Daumenschrauben für die Technologieunternehmen des Landes immer noch ein wenig weiter anzuziehen. Jetzt aber scheint der Punkt gekommen, wo weitere Verluste systemrelevant werden könnten. Also sollte man sich das heutige Tief im Hang Seng genau merken. Es ist ein Schmerzpunkt für die chinesische Politik erreicht worden.
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