DAX-Verfallstag: Keine Bären weit und breit, oder doch?

DAX-Verfallstag: Keine Bären weit und breit, oder doch?
von Torsten Ewert

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

der März hat doch gerade erst angefangen – und schon kommt der Ewert mit dem Verfallstag um die Ecke? Ja, denn der März-Verfallstag ist der erste große Verfallstag des Jahres (auf den wir stets frühzeitig einen Blick werfen) und er fällt auf den frühestmöglichen Termin, den 15. des Monats. Und damit ist es schon am Freitag der nächsten Wochen so weit

Das aktuelle Positionsdiagramm zum großen März-Verfallstag

Für die Bären scheint das eine schlechte Nachricht zu sein, denn bisher kommen sie im Verfallstagsdiagramm des DAX faktisch nicht vor:

Quelle: https://www.stockstreet.de/boersen-tools/verfallstag-diagramm#/

Es gibt im aktuellen Kursbereich nur noch vereinzelte Put-Positionen (rote Balken), die zudem sehr klein sind, insbesondere im Vergleich zu den Call-Positionen (blaue Balken). Das ist erstaunlich, und ich kann mich nicht erinnern, so eine einseitige Konstellation schon einmal gesehen zu haben.

Diese Einseitigkeit zeigt sich auch in der Diskrepanz zwischen dem aktuellen DAX-Kurs (17.716 Punkte) und dem Optimum für die Stillhalter, das sich aus der Max-Pain-Kurve, der „Schüsselkurve“ im unteren Diagrammteil ergibt (16.800 Punkte). Es erscheint illusorisch, dass dieses Niveau bis zum Verfallstag erreicht wird.

Mögliche Kursziele aufgrund der Verfallstagskonstellation

Das ist aber auch nicht erforderlich, denn die meisten Call-Positionen liegen längst im Geld und sind daher abgesichert. Das „Stillhalter-Optimum“ sollte also für den Verfallstag irrelevant sein. Als realistische Kursziele aus der aktuellen Verfallstagskonstellation kommen hingegen 17.800, 18.000, 18.200 und 17.500 Punkte infrage.

Aber zurück zu den Bären, die im Verfallstagsdiagramm fast nicht vorkommen. Haben sie dadurch ihre Chancen verspielt, den DAX bis zum Verfallstag zu drücken? Nein, dafür sorgt die „Verfallstags-Mechanik“, die auch ohne Put-Positionen wirkt.

Wenn die Kurse nun fallen, laufen die entsprechenden Call-Positionen unterhalb des aktuellen DAX-Kurses mehr und mehr aus dem Geld. Die Stillhalter können dann entsprechende Absicherungspositionen auflösen, was genauso wirkt, als würden sie den DAX (bzw. die entsprechenden Aktien) verkaufen. Damit werden trotz fehlender Put-Positionen fallende Kurse verstärkt.

Warum die Bären auf die Hilfe der Stillhalter nicht verzichten müssen

Natürlich wäre der Effekt größer, wenn es zusätzlich Put-Positionen gäbe, aber ganz brauchen die Bären auf die Hilfe der Stillhalter nicht zu verzichten. Insbesondere, wenn der DAX unter 17.500 Punkte rutscht, könnte die Abwärtsdynamik einen zusätzlichen Schub erfahren, denn dort liegt eine sehr große Position. Wenn deren Absicherung aufgelöst wird, sollte sich das ähnlich bemerkbar machen wie vor einigen Tagen, als dieses Niveau mit einer großen bullishen Kerze überwunden wurde (siehe rote Ellipse im folgenden Chart). Und bis zu dieser Marke sind es nur noch 1,2 % …

Allerdings gilt das Analoge, wenn der DAX weiter steigt, denn eine fast identische Position liegt an der 17.800-Punkte-Marke also nur 0,5 % vor dem aktuellen DAX-Kurs. Wenn der DAX darüberspringt, nimmt die Aufwärtsdynamik voraussichtlich wieder zu – und er dürfte dann zügig bis zu runden 18.000er Marke steigen.

Vorerst versuchen die Stillhalter jedoch, den DAX unter 17.800 Punkten zu halten. Dafür spricht, dass er am Freitag de facto an diesem Niveau scheiterte und seitdem zurücksetzt (siehe roter Pfeil).

Ein unwahrscheinliches Ziel zum Verfallstag

Potenziell könnte der DAX – nach dem Prinzip der sogenannten Measured Moves – bis 18.718 Punkte steigen, worauf Sven Weisenhaus schon am vergangenen Dienstag hinwies. Das erscheint zwar wenig realistisch, und ich erwähne das auch nur, weil es theoretisch noch bis zum Verfallstag gelingen könnte – zumindest, wenn der laufende Anstieg (rechtes grünes Rechteck) nicht nur die gleiche Kursspanne zurücklegt, sondern dies auch in der gleichen Zeit schafft wie zuvor (linkes grünes Rechteck).

Und tatsächlich bildet sich kurz vor dem Verfallstag auf diesem Niveau ein kleines Target (gelber Kreis), das sich nicht nur aus den Measured Moves ergibt, sondern auch nach der Target-Trend-Methode (blau gestrichelte Parallellinie) und das an der Oberkante des laufenden Aufwärtstrends liegt. Allerdings wäre dieses Target erst oberhalb der nächsten blau gestrichelten Parallellinie bzw. über 18.000 Punkten aktiviert.

Vorerst sieht es zwar nicht danach aus, dass der DAX dieses ambitionierte Target noch erreichen könnte, aber mit der großen Kurslücke, durch die er dynamisch aus dem flachen blauen Trend sprang (siehe schwarzer Pfeil), hat er eine Beschleunigung seines Aufwärtstrends begonnen, die noch keinerlei Schwäche erkennen lässt.

Mit besten Grüßen

Ihr Torsten Ewert

(Quelle: www.stockstreet.de)

Sven Weisenhaus ist Chefredakteur des renommierten Börsen-Newsletters Börse-Intern, der vom bekannten Börsen-Portal Stockstreet.de herausgegeben wird. Er schreibt dort auch die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der den DAX und andere Indices nach der berühmten Target-Trend-Methode analysiert.

www.stockstreet.de

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