Die KI- und „Magnificent 7“-Blase verhindert größere Korrekturen

Die KI- und „Magnificent 7“-Blase verhindert größere Korrekturen
von Sven Weisenhaus

Die KI- und „Magnificent 7“-Blase scheint einfach kein Ende zu finden. Vielmehr wirkt sie wie eine Katze mit 7 Leben. Geht es mit den Kursen mal abwärts, so dass es nach einem Ende der Rally und einer längst überfälligen Korrektur aussieht, stellt sich dies jedes Mal nur als kurzes Luftholen der Bullen heraus, die wenig später die Kurse wieder scheinbar ohne Unterlass nach oben treiben.

TSMC und Tesla bewahren den Nasdaq 100 vor größeren Rücksetzern

Erst heute hat der Nasdaq 100 schon wieder in hohem Tempo ein neues Trendhoch markiert, nachdem er vorgestern kräftig abgesackt und sogar auf das niedrigste Niveau seit dem 8. Oktober zurückgefallen war.

Vor einer größeren Korrektur wurde der Technologieindex dabei nicht nur vom 61,80%-Fibonacci-Retracement der Aufwärtsbewegung vom 1. bis 14. Oktober bewahrt (siehe grüner Pfeil im Chart), sondern vor allem auch durch die bullishe Reaktion der Tesla-Aktien auf die Geschäftszahlen des Magnificent 7-Mitglieds, die am Mittwoch nachbörslich veröffentlich wurden. Denn der Aktienkurs explodierte alleine vorgestern um mehr als 22 % und legt gestern weiter zu.

Das lockt weitere Anleger in Technologieaktien, so dass der Nasdaq 100 innerhalb von zwei Tagen immerhin um mehr als 3 % auf ein neues Trendhoch steigen konnte.

Eine ähnliche Kursentwicklung hat man bereits gesehen, als der Index am Dienstag vergangener Woche plötzlich einbrach (siehe roter Pfeil im folgenden Chart) und sich vom bisherigen Trendhoch des 14. Oktober entfernt hatte.

Grund dafür war ASML, ein weltweit führender Ausrüster für die Chipindustrie, der seine Quartalszahlen mit einem schwachen Ausblick (versehentlich zu früh) veröffentlichte, und dessen Aktien daraufhin um mehr als 17 % einbrachen, was die Kurse der gesamten Branche belastete.

Doch nur einen Tag später diente nicht nur das 50%-Retracement als Basis für eine Kurserholung (siehe grüner Pfeil), sondern auch die Geschäftszahlen von TSMC. Der taiwanesische Chiphersteller und weltgrößte Auftragsfertiger legte besser als erwartete Geschäftszahlen vor, und so ging es mit den Kursen der Aktie, der Branche und des Gesamtmarktes wieder deutlich nach oben.

Folgt dem neuen Trendhoch auch ein neues Rekordhoch?

Das dadurch entstandene Auf und Ab des Nasdaq 100 kann man als ABC-Korrektur werten, die nach den vorherigen Kursgewinnen „gesund“ ist.

Und den gestrigen Ausbruch auf ein neues Trendhoch kann man daher als Teil einer neuen Aufwärtsbewegung sehen, mit der die übergeordnete Rally fortgesetzt wird.

Allerdings sollte man mit Blick auf diesen Chart beachten, dass die Aufwärtstendenz des Nasdaq 100 nach zwei starken, jeweils prozentual zweistelligen Kursanstiegen (grüne Rechtecke) zuletzt an Tempo verloren hat. Den Bullen scheint also langsam die Puste auszugehen.

Zwar wurde gestern ein neues Trendhoch erreicht, und das sogar recht dynamisch, womit die Aufwärtsbewegung neue Fahrt aufnehmen könnte, doch liegt das Rekordhoch bei 20.690,97 Punkten und damit oberhalb des aktuellen Niveaus. Und für ein Überspringen dieser Hürde könnte den Bullen im aktuellen Anlauf die nötige Kraft fehlen. Denn seit dem Tief von Anfang August sind die Kurse schon wieder sehr weit gestiegen. Zudem formiert sich die obere Linie des kurzfristigen Aufwärtstrendkanals mit dem Rekordhoch zu einem Kreuzwiderstand (siehe roter Pfeil).

Nasdaq 100 rauf, Dow Jones runter

Und bedenklich ist auch, dass der Dow Jones nicht mit nach oben zieht. Im Gegenteil: Der Old-Economy-Index neigt deutlich zur Schwäche.

Am Dienstag vergangener Woche hatte ich mit Blick auf diesen Chart noch bemängelt, dass der Kursanstieg im rechten grünen Chart-Bereich über einen möglichen 5-gliedrigen Verlauf hinaus und demnach im kurzfristigen Bereich bereits in die nächste Übertreibung lief (siehe “Was treibt die Aktienmärkte an?“). Dass es seitdem zu einem deutlichen Rücksetzer gekommen ist, dient also einem Abbau einer überkauften Marktlage, was durchaus wünschenswert ist.

Doch der Dow Jones machte sich gestern auf, den 5. Handelstag in Folge einen Verlust einzufahren. Und dadurch ist ein Großteil der jüngsten Kursgewinne verloren gegangen. Im Grunde wurde binnen 5 Tagen die Gewinne eines ganzen Monats ausradiert, da der Rücksetzer auf ein Niveau zurückführte, welches auch schon am 24. September im Rahmen der hellgrünen Welle 1 erreicht worden war. Und das war nur möglich, weil die Aufwärtsbewegung des Dow Jones, genau wie beim Nasdaq 100, deutlich an Schwung zu verloren hat. Die 5-gliedrige Aufwärtsbewegung vom 8. bis 15. Oktober war längst nicht mehr so stark wie die vom 11. bis 27. September.

Gefährliche Schieflagen

Die Stärke, die sich aktuell beim Nasdaq 100 wieder abzeichnet, lässt sich also keineswegs am Gesamtmarkt feststellen. Stattdessen haben wir es erneut mit einer deutlichen Zweiteilung zu tun, die der anhaltenden KI- und „Magnificent 7“-Blase geschuldet ist. Und diese bringt den Markt kurzfristig wieder in eine Schieflage, die es auch schon in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder gab.

Gewinnmitnahmen

Ich bin daher gestern bei einem Long-Trade auf den Nasdaq 100 ausgestiegen, den ich beim Trading-Dienst „Target-Trend-CFD“ eingegangen war, und habe bei 20.542 Punkten den Gewinn mitgenommen. Und eine zweite Long-Position hatte vorgestern bereits bei 20.270 Zählern ihren Take-Profit erreicht. So konnten sich die Leser über einen Gewinn in Höhe von mehr als 600 Euro freuen.

Die Performance, die bislang mit abgeschlossenen Trades auf den Nasdaq 100 erzielt wurde, zeigt damit weiterhin steil nach oben.

Und für den Fall, dass es zu einem Rücksetzer kommt, liegt schon eine Limit-Order für einen neuen Long-Trade im Markt.

Ein Hinweis zum Abschluß:  In der kommenden Woche finden mit dem Reformationstag und Allerheiligen zwei (regionale) Feiertage statt. Diese nehmen wir zum Anlass, die Kolumne in die Herbstferien zu schicken. Die nächste Ausgabe erhalten Sie am 5.  November.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

Sven Weisenhaus ist Chefredakteur des renommierten Börsen-Newsletters Börse-Intern, der vom bekannten Börsen-Portal Stockstreet.de herausgegeben wird. Er schreibt dort auch die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der den DAX und andere Indices nach der berühmten Target-Trend-Methode analysiert.

www.stockstreet.de

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