Die Hausse stirbt bekanntlich in der Euphorie. Fallen die Kurse hingegen, ergibt sich oftmals ein gutes Einstiegsniveau, wenn die negative Stimmung der Marktteilnehmer ebenfalls temporäre Extremwerte annimmt. Erkennbar ist dies häufig an den Titelseiten im Zeitschriftenkiosk. Steigen die erwarteten Kursziele in aberwitzige Regionen, sollte man sich Gedanken über Gewinnmitnahmen machen. Andererseits ergibt sich bei Horrorszenarien oftmals ein guter Zeitpunkt, um einzusteigen. Damit stellt sich die Frage: Wo stehen wir aktuell?
Stagnierende Konjunktur & steigende Preise
Mit den wirtschaftlichen Sanktionen gegenüber Russland steigen vor allem die Energiepreise. Aber auch der Weizenpreis ist in den vergangenen Tagen explodiert. Immerhin kommt ein beachtlicher Teil dieses Agrarrohstoffs aus der Ukraine. Andererseits wird der konjunkturelle Aufschwung auch hierzulande gebremst. Während die Notenbanken in Zeiten konjunktureller Abschwünge das Geld billiger machten, wurde die Geldmenge in Zeiten steigender Preise wieder verringert. Mit der aktuellen „Stagflation“, der Stagnation der wirtschaftlichen Entwicklung in Verbindung mit kletternden Preisen stehen die Notenbanken allerdings vor einem Problem, das sich nicht so einfach lösen lässt. Diese Zeiten sind auch an der Börse schwierig. Ein „Bärenmarkt“, also ein Rückgang der Aktienkurse über einen länger andauernden Zeitraum haben viele Anleger noch nicht erlebt. Schließlich ist der letzte Bärenmarkt, ausgelöst durch die Finanzkrise, bereits seit mehr als einer Dekade vorbei. Und noch weniger Anleger dürften das Platzen der „Dot-com-Blase“ noch miterlebt haben. Vielmehr hat es sich in den letzten Jahren immer wieder als richtig erwiesen, direkt in Schwäche zu kaufen. Nach oben ging es bekanntlich jedes Mal. Und auch dieses Mal dürfte keiner davon überrascht sein, wenn die Notierungen langfristig weiter nach oben zeigen. Ist damit der Zeitpunkt für einen günstigen Einstieg bereits gekommen?
Langfristig erfolgreiche Vorgehensweise
Es ist keine Neuigkeit, dass niemand dauerhaft die absoluten Tiefpunkte zum Ein- bzw. die absoluten Hochpunkte zum Ausstieg findet. Eine sinnvolle Vorgehensweise ist in diesem Fall, Ein- oder Ausstiege gestaffelt vorzunehmen. In diesem Fall kauft man sich im Zuge eines Bärenmarktes nach und nach am Aktienmarkt ein und sichert sich damit im Durchschnitt günstige Kurse. Da die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöste Abwärtsbewegung im Hinblick auf die wirtschaftlichen Sanktionen durchaus noch länger anhalten kann, erscheint diese Vorgehensweise auch im aktuellen Fall kein Fehler zu sein. Allerdings sollte man darauf gefasst sein, dass es noch etwas dauern kann, bis man bei dieser langfristig erfolgreichen Strategie die ersten Früchte ernten kann. Leider ist der Einstieg in einem Bärenmarkt nicht immer einfach, da man sich damit gegen die vorherrschende Stimmung positioniert. Der letztendliche Erfolg ist dann aber umso wertvoller.
Eine erfolgreiche Börsenwoche wünscht Ihnen
Stephan Feuerstein
Hebelzertifikate.de