Stimmungswechsel

Stimmungswechsel
von Sven Weisenhaus

„Auf extreme Aufwärts- folgen extreme Abwärtsbewegungen“ – so lautete gestern der Titel der Wochenausgabe des Börsenbriefs „Börse-Intern Premium“. Darin ist zu lesen, dass es mit den Kursen aktuell genauso schnell abwärts geht, wie es zuvor nach oben gegangen war. Wobei das noch für vorgestern galt, gestern aber bereits überholt scheint. Denn inzwischen geht es mit den Kursen schneller abwärts, als es zuvor nach oben gegangen war – zumindest an der Nasdaq, wo sich inzwischen crashartige Szenarien abspielen.

Nasdaq 100 erreicht mit der unteren Trendkanallinie sein Kursziel

Der Nasdaq 100 hat zum Beispiel mit dem gestrigen Tagestief schon -9,52 % verloren binnen nur 11 Handelstagen. Das übertrifft bereits den Rücksetzer vom Frühjahr (-8,07 %), der immerhin doppelt so lange dauerte (siehe rote Linien im folgenden Chart).

Und mit dem 11-tägigen Rücksetzer hat der Nasdaq 100 schon mehr als 50 % der Kursgewinne korrigiert, die er seit dem Korrekturtief vom 19. April in 55 Tagen angehäuft hatte (+21,90 %).

Als der Technologieindex am Mittwoch vergangener Woche in den Aufwärtstrendkanal (grün) zurückgefallen war und damit bereits die größte Korrektur seit einem Vierteljahr vorlag (-4,01 %), schrieb ich, Kursziel einer Korrektur sei nun „unter anderem bzw. vor allem die untere Linie des Aufwärtstrendkanals“. Dies sei auch deshalb ein interessantes Kursziel, „weil dort aktuell der 100-Tage-Durchschnitt verläuft“. Und genau an diesen beiden Linien hat der Nasdaq 100 gestern sein Tief erreicht, bevor es zu einer V-förmigen Kurserholung kam (siehe grüner Pfeil im Chart).

Trading auf Unterstützungen

Wenn derartig markante Unterstützungen erreicht werden, nachdem die Kurse bereits relativ weit gelaufen sind, fehlt meist die Kraft, um sie im ersten Anlauf zu brechen. Und daher bietet es sich in einem solchen Fall an, auf eine Gegenbewegung zu setzen.

Genau das habe ich für die Leser des Trading-Dienstes „Target-Trend-CFD“ gemacht. Wobei ich hier auch die Fibonacci-Marken (graue Linien im Chart oben) als potentielle Wendemarken in Betracht gezogen hatte. Denn ich platzierte bei 18.849 Punkten und somit knapp oberhalb des 50%-Retracements (18.832,46) eine erste und an der Trendkanallinie bei 18.759 Punkten eine zweite Long-Position (siehe grüne Pfeile im folgenden Chart).


(erstellt mit: comdirtect.de)

Beide erreichten im Rahmen der V-förmigen Kurserholung bereits wenig später ihr jeweiliges Kursziel, so dass die Trades per Take-Profit automatisch beendet und die Gewinne realisiert wurden (rote Pfeile).

Mit diesen schnellen Trades ist die Performance aller bislang beendeten Nasdaq 100-Trades schon wieder auf ein neues Hoch gestiegen.

Sie erinnern sich vielleicht? Ich hatte wiederholt geschrieben, dass es die kurzfristigen Kursbewegungen sind, „mit denen man derzeit ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis hat“, und das Motto beim Target-Trend-CFD daher auch lautet: schnell rein und schnell wieder raus.

Was hat den Kurseinbruch ausgelöst?

Stellt sich nur noch die Frage, warum die Kurse ausgerechnet jetzt so stark eingebrochen sind. An den Konjunkturdaten kann es nicht liegen. Denn während die vorgestrigen Einkaufsmanagerdaten für Deutschland und Europa enttäuschten (siehe „Driftet die Wirtschaft doch in eine Rezession?“, fielen sie für die USA durchaus zufriedenstellend aus. Schließlich legte der Index für die gesamte US-Wirtschaft ein weiteres Mal zu, auf nun 55,0 Punkte.

Zwar schwächelte das verarbeitende Gewerbe wieder einmal – der Index rutschte mit 49,5 Punkten ein weiteres Mal unter die Wachstumsschwelle zurück – doch war dies in der Vergangenheit auch nie ein Problem.

Zumal der Service-Sektor, der rund 70 % des US-BIP ausmacht, die Konjunktur am Laufen hält, mit zunehmender Dynamik.

Sicherlich, Zinssenkungen durch die Fed sind damit wieder eher weniger wahrscheinlich, doch auch das war in den vergangenen Wochen und Monaten kein Problem.

Die Saisonalität macht den Bullen bis Herbst Probleme

Einen möglichen Grund für die Korrektur liefert daher das saisonale Muster:

Denn nach den zwei starken Aufwärtswellen (dunkelgrüne Rechtecke) steht ab Mitte Juli gewöhnlich ein kleiner Rücksetzer an. Am 26. Juni hatte ich daher den Kursverlauf im folgenden Chart skizziert.

Und da der Nasdaq 100 schneller weiter als erwartet zugelegt und somit wieder einmal übertrieben hatte, sollte es nun nicht verwundern, wenn er auch in die andere Richtung übertreibt.

Stimmungswechsel

In der Wochenausgabe des Börse-Intern Premium war jedenfalls noch zu lesen, dass es nun wahrscheinlich völlig egal ist, ob die Konjunkturdaten oder die Geschäftszahlen der Unternehmen im Rahmen der laufenden Berichtssaison positiv oder negativ ausfallen. Denn es hat offensichtlich einen Stimmungsumschwung gegeben.

Sowohl bei den Einkaufsmanagerdaten als auch bei den Bilanzen von Alphabet und Tesla haben sich die Anleger nicht mehr auf die positiven Aspekte konzentriert, um Gründe für weiter steigende Kurse zu finden, sondern sie haben nach dem Haar in der Suppe gesucht, um Gewinnmitnahmen tätigen zu können. Das ist typisch in einer Korrektur. Und diese wird nun anhalten, solange es nicht erneut zu einem Stimmungsumschwung kommt.

Es gilt also nun sehr genau zu beobachten, ob sich die V-förmige Erholung fortsetzt und Rücksetzer wieder zum Einstieg genutzt werden. Dann könnte es zu der saisonalen Seitwärtskonsolidierung auf hohem Niveau kommen (blauer Pfad im Chart oben). In diesem Fall kann man wieder etwas mutiger werden und Long-Trades wagen. Sollten auf die Kurserholung aber schnell wieder scharfe Rücksetzer folgen, muss man weiterhin sehr vorsichtig agieren und an weitere Gewinnmitnahmen im eigenen Depot denken.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

Sven Weisenhaus ist Chefredakteur des renommierten Börsen-Newsletters Börse-Intern, der vom bekannten Börsen-Portal Stockstreet.de herausgegeben wird. Er schreibt dort auch die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der den DAX und andere Indices nach der berühmten Target-Trend-Methode analysiert.

www.stockstreet.de

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