In den beiden vorangegangenen Ausgaben der Börse-Intern hatte ich Überlegungen zu den fundamentalen Entwicklungen angestellt. Heute möchte ich mich nun wieder der Charttechnik widmen. Aber zuvor möchte ich noch kurz eine Information nachliefern:
Relativ versöhnlicher Ausgang des 4. Quartals 2018
Das 4. Quartal 2018 konnten die Unternehmen aus dem S&P 500 mit einem Gewinnwachstum von 13,4 % abschließen. Beim Umsatz konnte ein Plus von 7,2 % verzeichnet werden. Damit wurden die zuvor reduzierten Erwartungen – wie sie in der folgenden Grafik aus der Börse-Intern vom 17. Januar zu sehen sind – wie üblich übertroffen.
Warum reiche ich Ihnen diese Information nun noch nach? Ganz einfach: Im Januar hatte ich zu dieser Grafik bereits geschrieben, dass die Analysten vor Beginn der Berichtssaison ihre Erwartungen regelmäßig herunterschrauben. „Und regelmäßig werden diese dann übertroffen“. Für das 1. Quartal 2019 bedeutet dies entsprechend, dass auch in der kommenden Bilanzsaison die heruntergeschraubten Analystenprognosen sehr wahrscheinlich wieder übertroffen werden. Die vorgestern gemeldeten Umsatz- und Gewinnerwartungen für das 1. Quartal 2019 könnten also schon zu pessimistisch sein.
Allerdings bleibt zunächst abzuwarten, wie weit die Analysten bis zum Beginn der kommenden Berichtssaison ihre Prognosen noch nach unten korrigieren. Und letztlich wurden die Gewinnerwartungen am Ende in den vergangenen 5 Jahren im Durchschnitt nur um 4,8 % übertroffen. Bei den Umsatzerwartungen sind es sogar nur 0,7 %.
Also selbst wenn die Erwartungen bis zum Beginn der Berichtssaison zum 1. Quartal 2019 nicht mehr weiter reduziert werden und sich die Umsätze und Gewinne der Unternehmen leicht besser entwickeln als zuletzt erwartet bzw. befürchtet, dann ändert dies nichts an der Tatsache, dass sich die Aktienkurse schon wieder deutlich von der Ergebnisentwicklung der Unternehmen entfernt hat.
Fundamentale und charttechnische Übertreibung
Aber nicht nur fundamental kann man aktuell an der Wall Street von einer Übertreibung sprechen, sondern auch charttechnisch. Auf letzteres hatte ich mit beeindruckenden Zahlen ja auch schon in der Börse-Intern vom 26. Februar hingewiesen. Zur Erinnerung: Der Dow Jones hatte binnen nur zwei Monaten bzw. 40 Handelstagen satte 4.528,89 Punkte zugelegt. Das war ihm zuvor noch nie gelungen.
Und die damalige Analyse hätte kaum rechtzeitiger verschickt werden können. Denn aus heutiger Sicht weiß man, dass der Dow Jones tags zuvor ein markantes Trendhoch markiert hatte (vertikale Linie im folgenden Chart) und anschließend um mehr als 1.000 Punkte (fast 4 %) zurücksetzte.
Eine gesunde Gegenbewegung könnte nun sogar noch bis zum 38,20%-Fibonacci-Retracement der Kursrally bei 24.511,38 Punkten reichen (blaue Linien). Angesichts der Länge und Dynamik des vorangegangenen Kursanstiegs und der starken Kurserholung vom Montag dieser Woche wäre es aber auch denkbar, dass wir zunächst eine „Konsolidierung auf hohem Niveau“ sehen. Diese könnte sich im Bereich zwischen ca. 25.200 und 26.200 Punkten abspielen. So würde die überkaufte Situation nicht über einen deutlichen Rücksetzer, sondern im Zeitablauf abgebaut.
Tipps für das kurzfristige Marktgeschehen
Und so bleibe ich bei meinen Empfehlungen aus den vorangegangenen Analysen: Bei bestehenden Long-Positionen kann man die Stopps nachziehen (oder auch durchaus an Teil-Gewinnmitnahmen denken). Bei neuen Long-Positionen sollte man angesichts der überkauften Situation vorsichtig sein, ebenso bei Short-Positionen wegen der Stärke der US-Indizes. Kurzfristig sind aus diesen Gründen in beide Richtungen nur kleine Trades ratsam, zu denen man die Stopps sehr schnell auf Einstandskurs nachzieht. Und wie in der Börse-Intern vom 26. Februar geschrieben, kann es manchmal sogar sinnvoll sein, erst einmal einfach abzuwarten, bis sich die Kurse beruhigen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)