Online-Handelsriese Amazon ist mit seiner Cloud-Computing Arm Amazon Web Services (AWS) seit Jahren als führender Anbieter am Markt positioniert. Nun möchte man seine Services auch in eine neue Branche expandieren. Ab sofort bietet Amazon als Blockchain-Provider Managed Blockchain Services für mittlere und große Unternehmen.
Allerdings ist das Service vorerst nur an der Ostküste der Vereinigten Staaten verfügbar. Weitere Länder sollen in den kommenden Monaten folgen.
Offene Frameworks wie Hyperledger Indy, aber auch Ethereum geplant
Damit sich Unternehmen guten Gewissens für Managed Blockchain Services von Amazon entscheiden können, ist natürlich auch eine Abwägung der genutzten Blockchain-Plattform erforderlich. In einem Markt, in dem sich die dominanten Anbieter und Plattformen erst etablieren, ist eine solche Entscheidung mit gewissen Risiken verbunden.
Amazon setzt – wie etwa auch die IBM Blockchain – dabei primär auf das führende Open-Source-Protokoll Hyperledger Fabric. Allerdings ist auch der Einsatz der Ethereum Blockchain möglich, auch wenn der breite Betrieb für diese Plattform erst in den kommenden Monaten verfügbar sein wird.
Die Erstellung der eigenen Blockchain soll innerhalb von wenigen Minuten vom Band gehen. Jedenfalls verspricht dies AWS Chief Evangelist Jeff Bar in einem entsprechenden Blogpost. So sagt er „Sie können Ihr Netzwerk in wenigen Minuten erstellen. Nach der Erstellung können Sie Ihr Blockchain-Netzwerk einfach verwalten und warten. Sie können Zertifikate verwalten, neue Mitglieder einladen und die Kapazität von Peer Nodes erweitern, um Transaktionen schneller abzuwickeln.“
Erste namhafte Kunden des Managed Blockchain Services genannt
Bereits bisher war bekannt, dass einige große Unternehmen auf die Managed Blockchain Services von Amazon werden, anstatt ihre eigene Blockchain zu hosten. Dazu zählen etwa der amerikanische Mobillfunkbetreiber AT & T und Lebensmittelgigant Nestlé (über dessen Blockchain-Projekt wir hier näher berichtet haben). Auch das große Beratungsunternehmen Accenture verwendet Amazon Managed Blockchain Services.
Einen weiteren namhaften Kunden hat man mit der südostasiatischen Handelsplattform für Securities und Derivate, dem Singapore Exchange (SGX) gewonnen. Dieser arbeitet zwar bisher bereits mit Hyperledger Fabric, will sein bestehendes System allerdings auf das Service von Amazon Managed Blockchain umstellen.
Das Blockchain-Netzwerk kann dabei übrigens auch über mehrere Amazon AWS-Konten gespannt werden. Dies ermöglicht auch einer Gruppe von Mitgliedern (bzw. mehreren Unternehmen sofern erwünscht), Transaktionen durchzuführen und Daten ohne zentralen Intermediär untereinander auszutauschen.
Amazon als Blockchain-Provider: wie es zur Strategie passt
Zunächst mag sich mancher fragen, wie es zur Strategie des Konzerns passen kann, dass Amazon als Blockchain-Provider auftritt. Ein genauerer Blick ergibt, dass es sich dabei bloß um einen logischen nächsten Schritt handelt. Denn die Zukunft von Cloud Services wird auch eng mit dem Thema Managed Blockchain Services zusammenhängen.
Lässt man die oft mit Volatilität und rechtlicher Unsicherheit verknüpfte Welt der Kryptowährungen außer Acht, zeigt sich, dass immer mehr Unternehmen erste Anwendungsfälle und Potenziale der Blockchain-Technologie erkunden.
Für Unternehmen aller Größe kann es aus strategischen und technischen Gründen sinnvoller sein kann, ein Managed Blockchain Service zu wählen. Darum wird hier in den nächsten Monaten und Jahren ein großer Markt entstehen. Nicht jedes Unternehmen kann und sollte die erforderliche Blockchain-Expertise in-house haben. Sie ist nicht zwingend erforderlich, um von den Vorteilen der Technologie profitieren zu können.