Kurz nachdem das Verbot von Leerverkaufspositionen der Bafin für Wirecard abgelaufen ist, meldet sich der Finanzreporter der Financial Times wieder mit neuen Insiderberichten.
Obwohl die Bafin und die Staatsanwaltschaft München gegen die Financial Times und den Reporter Dan McCrum wegen Kursmanipulationen ermitteln, legt der Reporter mit neuen Beschuldigungen nach. Der Zeitpunkt kann nicht besser gewählt sein, kurz nachdem das Leerverkaufsverbot ausgelaufen ist. Die Aktienkurse von Wirecard fallen seit der Veröffentlichung wieder ein!
In dem Bericht der Financial Times geht Dan McCrum auf den Umsatz des Zahlungsunternehmen ein. Er beschuldigt das Unternehmen den Umsatz in den letzten drei Jahren nur mit drei undurchsichtigen Partnerunternehmen erzielt zu haben. Die größten Gewinne von Wirecard sollen in den Jahren 2016 und 2017 von Wirecard CardSystems Middle East in Dubai erzielt worden sein und dass die Abrechnungen laut einem Whistleblower nie geprüft worden sind.
Laut Dan McCrum ist der Fakt, das Wirecard im vergangenen Jahr in den Dax 30 aufgenommen wurde, der Grund dafür, dass die Marktkapitalisierung auf 24 Milliarden Euro angestiegen ist. Dadurch sollen Sparer und Pensionskassen verpflichtet worden sein, in das Unternehmen zu investieren.
Für den Finanzreporter der englischen Zeitung deutet die Veröffentlichung der Finanzergebnisse diesen Donnerstag auf Enthüllungen hin, dass die Geschäftsführung von Wirecard in München unter der Führung des ehemaligen „IT-Beraters“ (1) Markus Braun seit Jahren keine grundlegenden Informationen über Art und Struktur des Unternehmens preisgegeben hat.
Laut McCrum ist Al Alam Solutions, ein in Dubai ansässiger Zahlungsabwickler mit Geschäften im Emirat, der größte der drei Partnerunternehmen. Wirecard soll Kunden von Al Alam übernommen haben, als Gegenleistung für einen Teil der Bearbeitungsgebühren. Ein ehemaliger Mitarbeiter von Al Alam soll der Financial Times gegenüber ausgesagt haben, dass das Unternehmen insgesamt sechs oder sieben Mitarbeiter hat und der Firmenleiter Oliver Bellenhaus sei, ein Geschäftsführer von Wirecard.
Die anderen Partner sollen PayEasy Solutions, eine philippinische Zahlungsgruppe, die sich ein Büro mit Wirecard in Manila teilt, und Senjo aus Singapur. Im Jahr 2016 sollen zwei leitende Angestellte von Senjo einem Wirecard-Mitarbeiter, der derzeit von der Polizei in Singapur verhört wird, geholfen haben, einen veralteten und verdächtigen Vertrag für den Verkauf von Software zu erstellen. Diese Informationen sollen laut McCrum aus Korrespondenz hervorgehen, die der Financial Times angeblich vorliegen. Die Geschäfte von Al Alam sollen über CardSystems und Wirecard UK & Ireland abgewickelt worden sein, eine weitere profitable Tochtergesellschaft der Gruppe. Bis zum letzten Jahr soll das irische Geschäft von der kleinen lokalen Firma BCK geprüft worden sein.
Die Geschäfte von Wirecard in Dubai
Laut McCrum soll das Ebitda von CardSystems in den letzten fünf Jahren 600 Mio. € betragen haben, ein Großteil davon von Drittanbietern. Dies soll laut den Angaben von den Whistleblowern mehr als ein Drittel des von Wirecard in diesem Zeitraum gemeldeten weltweiten Gesamt-Ebitda ausmachen.
Laut den Financial Times Whistleblowern soll das Geschäft von CardSystems in den Büchern nicht mit den realen Bargeldströmen übereinstimmen. CardSystems soll Konten bei der Wirecard Bank besitzen und bei Institutionen im nahen Osten, die Einnahmen flossen aber nie über diese Konten. Der Anteil der Gewinne von CardSystems an den Wirecard Ergebnissen soll am Anfang des Monats von der Southern Investigative Reporting Foundation veröffentlicht worden sein. Laut den Informanten von Dan McCrum soll die Einheit, die für 250 Millionen Euro Ausgaben verantwortlich ist, von dem deutschen Manager Bellenhaus geleitet werden, der eine Wohnung in Burj Khalifa besitzt, dem höchsten Gebäude der Welt.
Laut McCrum werfen die fehlenden lokalen Auditregelungen in Dubai Fragen hinsichtlich des Unternehmens auf, das schon 2008 und 2015 erheblichen Kritiken in der Rechnungslegung ausgesetzt gewesen sein soll. Laut dem Finanzreporter ist es nicht bekannt, ob die drei Partnerunternehmen immer noch so einen großen Anteil an dem Gewinn haben und auf seine Frage, ob das Unternehmen vorhat die kompletten Bilanzen offenzulegen, soll Wirecard geantwortet haben, das es mehr Zeit brauche um auf diese Fragen zu antworten.
Wir möchten hinzufügen, dass der Bericht von Dan McCrum um 16:00 Uhr veröffentlicht wurde. Wenn er Wirecard tatsächlich am Morgen um eine Stellungnahme gebeten hat, entspricht die gegebene Zeitspanne in keinem Falle guter journalistische Praktiken.
McCrum soll Wirecard schon letzten Monat bei Wirecard angefragt haben, warum die Hälfte des Umsatzes des Unternehmens von Drittanbietern stamme. Wirecard hat daraufhin geantwortet,dass dies ein normaler Aspekt des Zahlungsgeschäfts sei, und das das Unternehmen mehr als 100 externe Partner besitzt, die es ihm ermöglichen in geografischen Gebieten zu operieren, in denen Wirecard keine Lizenzen besitzt.
Die philippinische Verbindung laut Dan McCrum
Laut der FT sollen den philippinischen Behörden keine Registrierung von Payeasy vorliegen, dass sich im Besitz des ehemaligen Wirecard-Angestellten Christopher Bauer und seiner Frau befindet. Einige nicht bezahlte Provisionsrechnungen von Centurion Online Payment, einem anderen Unternehmen das Paares, sollen laut den Informanten der FT seit Jahren in den Büchern von Wirecard Singapur geführt werden. Laut der FT gab der Anwalt des Ehepaares an, das kein Fehlverhalten seiner Mandanten vorliegt.
Laut McCrum ist Centurion aber einer der elf Partner, gegen die die Polizei in Singapur ermittelt. Der beschuldigte Edo Kurniawan soll laut Informationen der FT Whistleblower im Februar von Singapur nach Dubai gezogen sein.
Dan McCrum hat anscheinend auch das Büro von Al Alam in Dubai näher untersucht. Bei seiner Untersuchung in LinkedIn ist im aufgefallen, dass das Büro nur fünf Angestellte hat und das von diesen keiner auf der firmeneigenen Webseite genannt wird. Bei einem Besuch der FT am Dienstag soll das Büro nur mit zwei Personen besetzt gewesen sein.
Laut McCrum hat Cardsystems 2017 von Al Alam Provisionen in Höhe von 58 Millionen Euro erhalten, was 4,4 Prozent der 1,3 Milliarden Euro entspricht, die über die Partner in Dubai abgewickelt wurden. Laut dem Finanzreporter werden diese Provisionen nur bei Transaktionen mit hohem Risiko erhoben und werfen die Frage auf, wo Wirecard die Kaufleute findet, die solch hohe Gebühren bezahlen. Anscheinend liegen Dan McCrum Dokumente vor, die Al Alam mit Glücksspielunternehmen und russischen Zahlungsabwicklern in Verbindung bringen.
Außerdem soll eine Verbindung von Al Alam mit Banc de Binary bestehen. Einem Unternehmen aus Zypern, das wohl im Januar 2017 seine Lizenz verloren hat, aber trotzdem noch monatlich 3 bis 7 Millionen Euro über Al Alam abgewickelt hat.
Wir möchten uns von der Art und Form, wie Dan McCrum die Vorwürfe gegen Wirecard führt abgrenzen. Unserer Meinung ist die Berichtserstattung, die auf nicht benannten Informanten und nicht veröffentlichten Dokumenten basiert, nicht als seriös zu bezeichnen. (1) Die Art Markus Braun als IT-Spezialisten zu bezeichnen, ist mehr als herabwürdigend. Markus Braun hat 1995 sein Studium der Wirtschaftsinformatik an der Technischen Universität Wien abgeschlossen und promovierte 2000 in Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.