Dem angeschlagenen Hersteller von Windkraftanlagen ist das Geld ausgegangen. Wenn die Verhandlungen mit den Banken und Investoren erfolglos bleiben, will sich der Konzern selber sanieren.
Am Dienstagmorgen hat der Hamburger Windkraft-Konzern Insolvenz angemeldet, obwohl die Verhandlungen über Finanzierungsangebote weiterlaufen. Die Geschäftsleitung hat die Hoffnung, dass doch noch Finanzierungsmodelle zustande kommen, so dass der Insolvenz-Prozess erfolgreich abgebrochen werden kann. Das Insolvenzverfahren bezieht sich im Moment noch auf die Senvion GmbH und dessen Tochter in Deutschland. In den nächsten Tagen dürfte aber auch die börsennotierte Senvion SA folgen.
Die Aktien des Unternehmens brechen seitdem ein, kurz vor Börsenschluss haben die Aktienwerte bis zu 46 Prozent nachgelassen. Sie sind das erste Mal in der Börsengeschichte unter die ein Euro Marke gefallen und gelten jetzt als Pennystock Aktien. Schon Montag hat der Aktienkurs um 7 Prozent nachgelassen, weil die Anleger wegen den Finanzsorgen das Vertrauen in das Unternehmen verloren.
Die Chancen für eine Sanierung stehen gut, das Unternehmen verfügt über einem fünf Milliarden schweres Auftragsbuch. Verantwortlich für die finanziellen Probleme sollen Managementprobleme sein. Die vorhandenen Aufträge sollen nicht effizient und in Zeit bearbeitet worden sein, was Umsatzausfälle und Strafzahlungen verursachte. Aus diesem Grunde wurde letztes Jahr nur ein Umsatz von 1,45 Milliarden Euro von den erhofften 1,6 Milliarden Euro erzielt. Senvion konnte letztes Jahr nur einen operativen Gewinn von 40 Millionen Euro erzielen, weniger als die Hälfte die erwartet wurde.
Der Mehrheitsaktionär Centerbridge hat bereits 40 Millionen Euro zur Verfügung gestellt und der Hedgefond Anchorage und Davidson Kemper haben die Mehrheit einer 400 Millionen Euro schweren Anleihe aufgekauft und sind bereit sie als Kredit zur Verfügung zu stellen. Dafür müssen die Banken aber zustimmen. Die deutsche Bank und die BayernLB haben dem Unternehmen schon insgesamt 950 Millionen Euro geliehen.
Erst wenn die finanzielle Situation geklärt ist, Kann ein Sanierungsgutachten fertig gestellt werden. Es zeigt sich erst dann, ob das Unternehmen mit den 4000 Mitarbeitern überhaupt noch überlebensfähig ist. Bis Ende April soll das Gutachten vorliegen. Der ehemalige GE-Manager Yves Rannou arbeitet schon seit Anfang des Jahres an der Neuausrichtung des Unternehmens. Er will das Produktportfolio von Senvion verkleinern, um die Kosten zu senken. Außerdem sind Sparmaßnahmen in der Beschaffung und in der Produktion geplant. Ob die Zeit dafür ausreicht, werden die Verhandlungen über eine neue Finanzierung zeigen.
Centerbridge konnte Senvion vor vier Jahren günstig übernehmen, weil der indische Besitzer Suzlon in finanzielle Probleme geraten war. Der Finanzinvestor übernahm das Unternehmen für etwa 400 Millionen Euro, obwohl der Wert des von Senvion bei einer Milliarde Euro lag.