J.P. Morgan will globales Blockchain-Zahlungssystem schaffen

JP Morgan, Inbegriff aller Investmentbanken, setzt einen weiteren Schritt zum Einsatz von Blockchain Technologie. Das Unternehmen möchte sein bestehendes Projekt – das Interbank Information Network (IIN) – zu einem globalen Blockchain-Zahlungssystem ausbauen.

In einem am Wochenende in der Financial Times publizierten Artikel gibt man bekannt, bald mehr als 220 Banken in das Blockchain-Zahlungssystem zu integrieren. Es soll Transaktionsabwicklung und Validierung von Bankdaten in Echtzeit ermöglichen.

Ausbau des Interbank Information Network

Dabei handelt es sich nicht um eine neue Initiative. Vielmehr geht es darum, dass bestehende IIN, welches man 2017 gemeinsam mit der kanadischen Royal Bank of Canada und der australischen AMZ Bank gegründet hat, auszubauen.  Dieses Blockchain-Zahlungsnetzwerk bietet aktuell nur die Möglichkeit, Zahlungen, die Falschinformationen enthalten oder aus Compliancegründen feststecken, zu erkennen und rasch zu beheben. Solche Probleme konnten bisher auch schon mal mehrere Wochen andauern, falls mehrere Banken im Zahlungsprozess involviert waren.

 Wichtiger Schritt im Kampf gegen Ripple und Stellar + IBM

Nun soll der Ausbau zum globalen Blockchain-Zahlungssystem erfolgen. Damit können die bereits 220 Banken, die Teil des IINs sind, das Netzwerk zur Abwicklung von Zahlungen nützen.

Genau hier setzt auch die neue Funktion des IIN an. Denn, wie der in der Financial Times interviewte Leiter für globale Zahlungsabwicklung bei JP Morgan John Hunter ausführt, steckt die Zahlungsverarbeitung in Banken was Fehlerbehebung betrifft „noch in den 80er und 90er Jahren fest.”

Die wichtigste neue Funktion soll automatisch in Echtzeit überprüfen, dass eine Transaktion auf eine valide Bankverbindung erfolgt.  Denn trotz der Vernetzung mittels IIN kann ein Fehler in den eingegebenen Daten zu Zahlungsverweigerung Tage nach Überweisungseingang führen.

Und da dies bei 5 bis 20% aller Zahlungen der Fall ist, bestünde hier dringend Handlungsbedarf. Hunter kündigt an, dass die Funktion ab Q3 2019 verfügbar sein soll.

JPM und IIN setzen auf Ethereum-Blockchain

Dabei setzt man auf eine spezielle Blockchain-Lösung namens Quorum, die wiederum auf der Ethereum-Blockchain aufsetzt. Quorum wurde bereits 2016 veröffentlicht und speziell für den Bankenbereich entworfen.

Doch nicht nur mit seinem branchenübergreifenden IIN hat sich JPM für die Ethereum-Blockchain entschieden. Auch die im Februar 2019 und medial mit Aufsehen angekündigte JP-Coin wird über Quorum laufen.

Fintech-Startups sollen Apps für IIN-Netzwerk entwickeln

Zwar nur als Randkommentar erwähnt, womöglich allerdings noch folgenreicher, ist eine weitere Ankündigung von Hunter. Ebenfalls im 3. Quartal 2019 möchte man eine Sandbox – also eine Art gesicherte Testumgebung – für IIN lancieren.

In dieser Sandbox sollen Start-ups und Fintech-Unternehmen teilnehmen können. Es würde die Entwicklung von speziellen Smart Contracts und dApps ermöglichen. Letztendlich sollen damit weitere Services entstehen, die IIN wettbewerbsfähig machen im Wettbewerb mit Ripple und IBM World Wire Blockchain.

Wettbewerb durch Ripple, Stellar + IBM und TransferWise

Selbstverständlich ist JP Morgan mit dem IIN nicht alleine in diesem Markt unterwegs. Tatsächlich steht man im Wettbewerb mit Fintechs und Krypto-Unternehmen, die sich bereits einen Namen gemacht haben.

Die heißesten Konkurrenten sind dabei Ripple, Stellar + IBM World Wire und TransferWise.  Die in San Francisco ansässigen Ripple Labs haben mehrere Lösungen für Zahlungsabwicklungen zwischen Banken entwickelt, die von Dutzenden von Banken bereits genutzt werden.

Die Kryptowährung Stellar kooperiert seit mehreren Monaten mit dem Blockchain-Pionier IBM. Letzterer hat die IBM World Wire Blockchain gegründet, um in diesem attraktiven Zukunftsmarkt mitzumischen. Ebenfalls ein beachtenswerter Player ist das estnische Fintech-Unternehmen TransferWise, das weitaus günstigere, internationale Überweisungen ermöglicht als klassische Retailbanken.

Es wird spannend sein zu verfolgen, wie sich das Rennen in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt. Jedenfalls ist klar: JP Morgan belässt es nicht bei der JPCoin. Man möchte mich dem Blockchain-Zahlungssystem zum führenden Anbieter aufsteigen.

 

Christian Brandstötter ist als studierter Betriebswirt seit 2010 als Autor zu Wirtschaftsthemen tätig.

Seitdem er Anfang 2015 das erste Mal auf Bitcoin gestoßen ist, verfolgt er das Thema Kryptowährungen aufmerksam.
Bei großem Enthusiasmus für Blockchain-Technologie versteht er Kryptowährungen bloß als einen von vielen, wenn womöglich auch den spannendsten aller Anwendungsbereiche dieser zukunftsweisenden Technologie. Dabei ist ihm stets ein kritischer, objektiver Blick auf Entwicklungen und Chancen am Kryptomarkt wichtig.

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