Es scheint eine besondere Krankheit im Volkswagen-Konzern zu geben, bei den die leitenden Angestellten unangenehme Tatsachen einfach nicht kennen. Der Konzernleiter Diess bewies dies gestern in einem Interview mit der BBC.
In einem Interview mit der BBC bestätigte der Volkswagen-Chef Diess gestern, dass der Konzern stolz sei, so viele Arbeitsplätze in der Region zu schaffen. Volkswagen betreibt ein Werk in der chinesischen Provinz Xinjiang, die bekannt ist für die Umerziehungslager der muslimischen Uiguren. Der Reporter der BBC stellte daraufhin fest, dass der Konzern nicht darauf stolz sein könnte, wie die chinesische Regierung in der Region mit den Minderheiten umgehe. Dem Manager war die Feststellung sichtbar unangenehm und er behauptete, dass er dies nicht beurteilen könne.
Der Reporter lies aber nicht locker, „Sie wissen nichts von Chinesischen Umerziehungslagern für eine Million Menschen im Westen des Landes, die von der chinesischen Regierung als Bildungszentren aufgrund von Anti-Terror-Maßnahmen bezeichnet werden?“ Der Leiter des Volkswagen-Konzerns behauptet auch weiterhin nicht von den Lagern zu wissen.
In den Umerziehungslager in der nordwestchinesischen Provinz werden bis zu eine Million Muslime aufgrund ihrer Religion festgehalten. Ein gewaltiges Programm zur Umerziehung wird von der Staatsmacht als Schulen bezeichnet, sie gleichen aber Gefängnissen mit bis zu einer Million Insassen. Die Journalisten der BBC haben einen umfangreichen Report angefertigt. Sie werteten Satellitenaufnahmen aus, die die immensen Bautätigkeiten der chinesischen Sicherheitsbehörden beweisen. Als die Reporter selber nach Xinjiang reisten, wurden sie von den Sicherheitsbehörden konsequent an ihrer Arbeit behindert.
China bestreitet die Existenz der Lager nicht, bezeichnet sie aber als Trainingslager. In diesen werden laut der Regierung Menschen untergebracht, die von Terrorismus und Extremismus beeinflusst sind, sich aber nur kleiner Vergehen schuldig gemacht haben. Die chinesischen Behörden behaupten dort auch Studenten in Geschichte, Kultur, den Gesetzen der Volksrepublik, aber auch in berufspraktischen Fähigkeiten zu unterrichten. Die Insassen unterzeichneten einen Vertrag, bevor sie Unterricht, Unterkunft und praktisches Training bekämen. Am Ende stehe eine Abschlussprüfung.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hingegen spricht von Inhaftierungen von Menschen ohne angemessene Gerichtsverfahren. Den Inhaftierten würde kein Zugang zu Anwälten oder der Besuch von Angehörigen gestattet. Sie werden dazu gezwungen Loblieder auf die Kommunistische Partei zu singen und Mandarin zu lernen.
Die Aussage des Konzernleiters von VW sorgte in der ganzen Welt für Bestürzung. „Seit Monaten werden von Menschenrechtsorganisationen die Umstände in den Lagern angeprangert und Herr Diess ist jetzt stolz darauf in dieser Region Arbeitsplätze zu schaffen“, äußerte sich die Grünen-Sprecherin für Menschenrechte Margarete Bause. „Dort werden Menschen inhaftiert und gefoltert. Unternehmen müssen auch die Verantwortung für ihr Handeln tragen, wenn Herr Diess nichts von den Umerziehungslagern weiß, ist das blanker Zynismus.“
Der Volksagenkonzern beschäftigt in dem Werk in der nordwestchinesischen Provinz bis zu 700 Personen, von denen ein Viertel muslimische Uiguren sind.
Der Sprecher von Volkswagen gab am Mittwoch bekannt, das Diess sich der Lage in der Region natürlich bewusst sei und das Unternehmen bemüht sein, einen Beitrag zur Entwicklung der Region und zum Zusammenhalt der dortigen Bevölkerung zu leisten. Durch die Arbeitsplätze für alle Bevölkerungsgruppen an dem Volkswagen Standort, werde auch das soziale Umfeld verbessert.
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